Interview mit Lupinenexpertin Linda Kelly – über Lupinenkaffee, Lupinenwürze und vieles mehr
Lupinenexpertin Linda Kelly stellt sich vor: Ja, ich bin Linda Kelly. Ich bin nicht mit der Kelly Family verwandt. Und ja, wir haben hier einen sehr, sehr vielseitigen Betrieb. Wir sind hier im Landkreis Sigmaringen, des südlichsten Zipfel, also eher Richtung Bodensee schon. Wir kriegen das schöne Wetter vom Bodensee immer wieder mit. Das ist auch super für unsere Kulturen auf den Feldern. Und ja, wir bauen also so fast 16 verschiedene Kulturen an und unter anderem eben die Süßlupine. Diese kam 2013 auf unseren Betrieb und seitdem bin ich so verliebt und habe gedacht Mensch, das ist so eine tolle Kultur. Das erste Produkt aus der Lupine war unser Lupinen Kaffee und irgendwie hat mich das total angespornt neue Produkte zu kreieren. Und das macht richtig Spaß.
„Die Vielseitigkeit der Lupine begeistert mich. Vom Lupinenkaffee über die Lupinenwürze bis hin zur Lupinenkosmetik.“ – Lupinenexpertin Linda Kelly
Das Interview mit Linda Kelly kannst du dir alternativ auch auf YouTube ansehen oder anhören.
Wie kam es denn eigentlich dazu, dass die Lupine dich gefunden hat? Oder du die Lupine?
Wir haben ja unseren Betrieb umgestellt auf Bioland Landwirtschaft und da hat man dann schon gemerkt, da kann man jetzt einfach so ein bisschen experimentieren und neue Kulturen anbauen. Und 2013 hatten wir einen kleinen Acker, da ist der Weizen erfroren über den Winter und wir wussten okay, wir können noch mal den Sommer anbauen und dann haben wir mal so in der Zeitschrift geblättert. Und dann haben wir gesehen ohh, süße Lupinen, okay, kennen wir nicht. Vielleicht sind die so schön wie die im Garten. Und dann kann man da auch noch schöne Blumensträuße pflücken. Dieser Acker war genau hinter meinem Blumenfeld. Also war das so ein bisschen diese Idee. Und dann haben wir die angebaut und haben dann natürlich auch eine Ernte gehabt im August. Und dann haben wir diese weißen Kügelchen in der Hand gehalten und haben gedacht Mensch, irgendwas muss man doch aus denen machen können. Und so hat die ganze Story angefangen.
Warum war es eigentlich so, dass die Lupine in der Vergangenheit eigentlich so in Vergessenheit geraten ist?
Also man hat die Lupine natürlich speziell gezüchtet, ohne die Alkaloide, ohne die Bitterstoffe und die kam in den 90er Jahren schon auf unsere Äcker hier heimisch. Das Problem war nur die Züchtung. Die Lupine war sehr empfindlich auf Anthraknose, eine spezielle Pilzkrankheit. Und wenn dann die Lupine Feuchte gekriegt hat, dann war das echt schwer. In den 90er Jahren hat man auch schon ganz tolle Produkte wie Tofu und so entwickelt mit der Lupine; im Prinzip die heimische Sojabohne sozusagen. Die Ernteausfälle waren so extrem, dass die Lupine sich nicht mehr rentiert hat. Inzwischen ist aber die Züchtung so weit, dass man sie wieder anbauen kann. Und wir haben uns dann ja mutig dran gewagt und gesagt, dass wir diese bei uns anbauen. Die Sorte muss passen, die Region muss passen, die Bodenverhältnisse müssen passen. Also es ist schon eine Herausforderung. Jede neue Kultur ist eine Herausforderung.
Nimm uns mal mit, wenn ihr hier auf dem Hof die Lupine anbaut, wann wird ausgesät, wann wird geerntet?
Die Lupine ist doch relativ robust und mag auch Wärme. Da haben wir jetzt dieses Jahr wahnsinnige Probleme, weil das Jahr war viel zu nass, viel zu kalt. Aber bei vielen Kulturen hat man da Schwierigkeiten dieses Jahr. Die Lupine wird ausgesät Ende März April und wird dann Ende August, Anfang September je nachdem geerntet. Das ist eben die größte Herausforderung von uns Landwirten, dass wir wirklich vom Wetter so abhängig sind und immer jonglieren müssen und gucken müssen. Bei der Ernte ist es meistens dann aber auch so, dass man die Lupine trocknen muss, weil sie nicht ganz lagertrocken reinkommt. Da haben wir aber auch eine spezielle Trocknung und dann geht es an die Aufbereitung. Das ist auch nochmal ein großer Punkt. Und dann ist sie lagerfähig und dann können wir loslegen in der Produktion.
Von der Ernte einfahren, bis dann wirklich die Produktion losgeht, wie viel Zeit vergeht da?
Na ja, da müssen wir es richtig knacken lassen. Also wenn der Mähdrescher läuft auf dem Acker, das heißt gleichzeitig dann auch gleich sortieren, also reinigen über eine Sieb-Reinigungsanlage. Dass die Beikräuter weg sind, dass die Feuchtigkeit schon mal weg ist, dass der Besatz weg ist und dann wird sie sofort getrocknet. Also das heißt Nacht durchmachen. Also da haben wir dann keine Chance. Mein Mann ist immer tapferer wie ich, ich kapituliere früher und gehe schlafen.
Du hast erwähnt, dass die Lupine Hitze, Wärme mag. Ist die Lupine dann auch eine Pflanze, die für die kommenden Jahre eine wichtige Rolle spielt?
Ja, definitiv. Also wir müssen uns in der Landwirtschaft da sehr, sehr extrem anpassen. Wir haben zum Beispiel auch schon Kichererbsen jetzt auf unserem Acker, aber gerade dieses Jahr, das erste Jahr Versuch, und genau jetzt in diesem Jahr ist es nass und kalt, das mag die Kichererbse nicht. Ja, da werden wir uns anpassen müssen und natürlich auch die Kulturen. Aber ich glaube, wichtig ist schon mal die Grundvoraussetzung, dass der Boden passt, die Bodenstruktur, der Humus, Gehalt etc. Und ich denke, da hängt es dann schon von der Art von Landwirtschaft ab, gute, vielfältige Fruchtfolgen.
Welche Produkte zaubert ihr denn da raus aus der Lupine?
Ja, das war so faszinierend für mich, dass die Lupine so wahnsinnig vielfältig ist und so viele Produkte daraus kreiert werden können. Und das lässt meine Ideen auch immer sprühen. Angefangen hat es beim Lupinenkaffee. Und dann ging es wirklich über die die geschälten Lupinen, die so ein bisschen wie Linsen aussehen. Die ganzen Lupine kann man keimen lassen, dann machen wir die Lupine ja schon fertig gekocht in Dosen. Flocken, Mehl für Bratlinge oder zum Backen und Kochen. Dann natürlich auch, eine Schnapsidee von mir, so ein bisschen in die kosmetische Richtung zu gehen. Mit, weil die die Inhaltsstoffe über die Lupine es in sich haben. Die sind ja nicht nur gut für innen, sondern auch für außen. Die Lupine hat auch wahnsinnige Vorteile mit ihren Peptiden drin. Also so ein bisschen das natürliche Anti-Aging. Und ja, so denke ich, ist es doch toll, wenn man eine Kultur hat, eine Pflanze oder einen Samen nachher, wo man so viele Produkte daraus kreieren können. Und wir versuchen auch immer Kreisläufe zu schließen. Und das macht Spaß.
Darüber hinaus gibt es auch die Lupinenwürze im Sortiment, ein ganz tolles Produkt. Unsere heimische Sojasoße sozusagen, sechsmonatiges Vorverfahren ohne irgendwelche Zusatzstoffe. Die Würze kann man zum Marinieren oder zum Würzen von z.B. Suppen nehmen. In der Lupinenwürze ist auch unser Bioland Hafer mit drin. Das ist halt das Schöne, wenn man eigene regionale Produkte auch kombinieren kann. Ähnlich bei den Nudeln. Dabei wird beispielsweise auch heimisches Dinkelmehl mitverwendet. Für mich ist immer ganz wichtig, dass wir jetzt nicht nur sagen Mensch, die Lupine ist unser heimisches Superfood. Alles, was bei uns wächst, ist Superfood. Und das müssen wir, das müssen wir anerkennen und schätzen lernen.
Du warst ja auch in den letzten Monaten einige Male im Fernsehen zu Gast. Das hat sicherlich auch deinen Onlineshop so ein bisschen an die Grenzen gebracht. Was ist dadurch passiert? Hast du erweitert? Hast du Mitarbeiter eingestellt? Wie war das für dich?
Ja, das war wirklich eine ganz, ganz spannende Geschichte. Vor allem war es mir einfach mal wichtig zu zeigen, was man alles mit der Lupine kochen kann. Das war so eine tolle Resonanz und. Es hat so viel Spaß gemacht, war jedoch auch eine positive Herausforderung. Es kamen viele Bestellungen, das hat uns teilweise an unsere Kapazitätsgrenzen gebracht. Ich konnte super nette Mitarbeiterinnen gewinnen. Man bekommt so viel Zuspruch.
Was ist dein persönliches Lieblingsrezept mit der Lupine?
Na ja, da müssen wir es richtig knacken lassen. Also wenn der Mähdrescher läuft auf dem Acker, das heißt gleichzeitig dann auch gleich sortieren, also reinigen über eine Sieb-Reinigungsanlage. Dass die Beikräuter weg sind, dass die Feuchtigkeit schon mal weg ist, dass der Besatz weg ist und dann wird sie sofort getrocknet. Also das heißt Nacht durchmachen. Also da haben wir dann keine Chance. Mein Mann ist immer tapferer wie ich, ich kapituliere früher und gehe schlafen.
